maandag 12 juni 2017
Die Holländer kommen. Wie jedes Jahr beteiligen wir uns an der Reihe Performance in NRW, die ich seit Jahren mit unterstutzung des Sekretariats für Gemeinsame Kulturarbeit in NRW und einer Reihe von Museen und Kunstvereinen organisiere. Diesmal in Kooperation mit der Niederländischen Botschaft, die grosszügig Geld gibt für die Künstler, die in den Niederlanden leben: neben den Holländern sind ein Ungar, ein Australier, ein Südamerikaner, ein Engländer dabei. Nikolaus Urban arbeitet 10 Tage an eine Skulptur, die eine so starke Bewegung in sich birgt, dass man denkt, sie würde gleich durch die Wand brechen. Im übrigen entkommt Nikolaus nu knapp einem Unfall: die Zwischendecke über dem ‘Schlafzimmer’ bricht wegen zuviel darauf gestapelter Materialien ein. Zum Gluck ist er grad nicht im Bett. Ein Trummerhaufen!
Jeffrey Shaw richtet eine grosse, geheimnisvolle Videoinstallation ein, die der Zuschauer sebst steuern kann. Ein Reise durch Bildernwelten. So etwas haben wir hier noch nicht gesehen. Wis sind aud diesem Gebiet eigentlich ziemlich Altmodisch, mit den elektronischen Mediem eher zurückhaltend. Das hängt aber teilweise auch damit zusammen, dass wir aus finanziellen und auch aus Platzgründen kein Equipment anschaffen können, höchstens von Fall zu Fall die Geräte zusammenleihen. Die weiteren Höllander machen einen sehr intensieven Gebrauch von der Möltkerei: Panhuysen und Goedhart mit ihren klingenden Drähten durch den ganzen Raum; Thom Puckey (inzwischen nicht mehr Performer, sondern Plastiker) sperrt die Zuschauer mit einem 2 Meter hohen Holzzaun aus seiner Installation aus. Nur von einer Leiter aus kann man sie betrachten. Sef Peeters und Servie Janssen bauen eie Art Labyrinth aus hohen Wänden. Innen knalrot -es lauft ein soundtape- in dem man eine heftige Verwirrung erfärht. Es sind übrigens hauptsächlich Installationen, die in dieser Reihe gezeigt werden.
In Holland sozusagen der Heimat der europäischen Performance, ist letzter Zeit ein schwindendes Interesse an der Performance zu beobachten, auch bei den Künstlern selbst. Merkwürdigeweise ist diese Entwicklung von Wies Smals, der Gründerin von ‘De appel’ in Amsterdam, mitgetragen worden. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Mischung aus Künstlerischen und Wissenschaftliche Gründen. Sicher, der starke Impuls, der in den 70er Jahren die Künstler zu heftigen, körperlichen Aktionen trieb ist abgeflaut. Sicher ist auch, dass bis heute keine vernünftigen Modelle zur Finanzierung dieser Kunstform gefunden wurden. Fur uns ist das aber kein Grund zur Resignation. Es entwickelt sich, anstelle der sehr physisch betonten Performance, ein Tendenz zu mehr konzeptuellem Arbeiten, und das ist sehr spannend. Ich meine, das es sich allemal lohnt, sich weiter damit zu beschäftigen.
Elisabeth Jappe, Moltkerei Werkstatt, Projekte 1981-1994, p 13, 14, Köln, 1994